Im Mai informierte die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr die Kreis- und Stadtarchäologie in Gifhorn über die Entdeckung eines Knüppeldamms in Parsau. Dieser war im Zuge der Erneuerung der Ortsdurchfahrt (Bundesstraße 244) zum Vorschein gekommen.
Nach einer Notuntersuchung unter Mithilfe der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Gifhorn konnten die Bauarbeiten zügig wieder aufgenommen werden. Ab diesem Zeitpunkt erfolgte die archäologische Dokumentation durch das archäologische Fachunternehmen Archaeofirm aus Isernhagen. Nach dem vorläufigen Abschluss der Grabungen kann nun eine erste Bilanz gezogen werden.
Der neu entdeckte Knüppeldamm lag einen knappen Meter unter dem heutigen Straßenniveau und diente offenbar dazu, eine feuchte Senke im Ort passierbar zu machen. Zur Befestigung des Weges wurden auf mindestens 50 m Länge zahlreiche Rundhölzer quer zum Straßenverlauf ausgelegt. Es fanden sich vorwiegend Erlenhölzer, die wahrscheinlich aus dem nahegelegenen Drömling stammen. Bei der archäologischen Dokumentation wurden unter den zumeist etwa 15 cm dicken und rund 3,5 m langen Stämmen außerdem unterschiedlich große Feldsteine sowie auch gebrochene Sandsteine nachgewiesen. Im Morast zwischen den Hölzern und Steinen lagen zahlreiche Funde, die bei der Nutzung des Weges verloren gegangen sind. Zu den außergewöhnlich gut erhaltenen Funden gehören neben mehr als 100 Hufeisen bzw. Hufeisenfragmenten und unzähligen Nägeln auch Teile von Wagen, eine Lanzenspitze, Reitzubehör und Münzen.
Schon während der Ausgrabungen lieferten zwei Silbermünzen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen ersten Hinweis auf das Alter des Knüppeldamms. Dieser Zeitansatz ließ sich durch eine dendrochronologische Datierung der Bauhölzer (Prof. Dr. Karl-Uwe Heußner) bestätigen und präzisieren. Die verwendeten Hölzer wurden demnach im Sommer 1480 geschlagen, also noch vor der ersten urkundlichen Erwähnung des Dorfes „Barso“ (= Parsau) um 1505. Der mittelalterliche Straßenausbau war offenbar notwendig, da schon damals eine wichtige Fernverbindung zwischen Braunschweig und Salzwedel durch den Ort führte, die heutige Bundesstraße 244. Die aktuellen Bauarbeiten sind also nur eine Episode in einer mehr als 500jährigen Straßen(bau)geschichte.