Bei den Untersuchungen auf dem Areal des zukünftigen EDEKA-Marktes in Steinhorst kamen die Überreste einer mittelalterlichen Gerberei zum Vorschein.
Die Mitglieder der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Gifhorn fanden einen rund 1,30 x 1,0 m großen Holzkasten, dessen Hölzer aufgrund feuchter Bedingungen weitgehend erhalten geblieben sind. In der Verfüllung lagen neben Keramikscherben, Holzstückchen und Eicheln auch Lederreste und Tierknochen.
„Bei der Holzkonstruktion handelt es sich wahrscheinlich um einen Lohkasten“, verrät Kreisarchäologe Dr. Ingo Eichfeld. „Solche Kästen wurden benötigt, um die rohen Tierhäute in haltbares Leder umzuwandeln. Bei der im Mittelalter üblichen Loh- oder Rotgerberei wurden die Häute mit der sogenannten Gerberlohe in Wasser eingelegt. Als Gerbmittel verwendete man gemahlene Eichenrinden oder Eicheln. Im Lohkasten lag auch ein aus Wurzelholz gefertigter Schlägel, in dessen Durchbohrung noch der Rest eines abgebrochenen Griffs steckt. Das Werkzeug dürfte demnach zum Glätten des Leders genutzt worden sein.“
Aufgrund der geborgenen Keramik datieren die Archäologen den Befund in das 12. oder 13. Jahrhundert. Für eine exakte zeitliche Einordnung wurden Holzproben zur Dendrodatierung an das Deutsche Archäologische Institut nach Berlin übersandt. „Die Untersuchung ergab, dass die Hölzer für den Lohkasten um 1170 geschlagen worden sind,“ freut sich Eichfeld. „Damit liegen wir sogar vor der urkundlichen Ersterwähnung von Steinhorst für das Jahr 1244."
Die Loh- oder Rotgerberei war ein Handwerkszweig, der in der Regel von Spezialisten ausgeübt wurde. Je nachdem, von welchem Tier die Haut stammte, dauerte die Gerbung bis zu eineinhalb Jahre. In jedem Fall waren zur Durchführung der Lohgerberei große Wassermengen notwendig, da das Wasser zusammen mit der Lohe immer wieder ersetzt werden musste. Entsprechende Einrichtungen lagen daher, wie in Steinhorst, stets in Gewässernähe.