Landkreis Gifhorn ... natürlich wild!

In den letzten Jahren ist bundesweit der dramatische Artenrückgang insbesondere im Zusammenhang mit den Insekten deutlich geworden. Vor dem Hintergrund des zu beobachtenden „Insektensterbens“ hat der Landkreis Gifhorn einen runden Tisch mit im Umweltbereich tätigen Akteuren und Fachleuten einberufen. Gemeinsames Ziel ist es, Möglichkeiten zu finden, wie wir hier im Landkreis Gifhorn unseren Beitrag dazu leisten können, die Situation zu verbessern.

Deutlich geworden ist, dass die Voraussetzungen für mehr Artenreichtum, möglichst viele unterschiedliche natürliche und wilde Lebensraumstrukturen sind. Dies können natürlichere Gartenbereiche, Blühflächen in den Orten oder wildere Feld- und Wegraine in der Landschaft sein.

Wenn jeder im Landkreis einen Beitrag in seinem Bereich zu einer vielfältigeren Ausstattung leistet, kann dies für die Insektenförderung eine große Wirkung entfalten. Daher möchten wir unter dem Motto „Landkreis Gifhorn ... natürlich wild!“ Anregungen und Handlungsmöglichkeiten zur Insektenförderung in Kommunen, Gärten und in der Landschaft aufzeigen.

Auf dem Weg zur mehr Arten- und Insektenvielfalt im Landkreis Gifhorn stehen auch die Kooperationspartner für weitere Informationen zur Verfügung oder können gegebenenfalls bei weiteren Initiativen oder eigenen Projekten unterstützen. 

Private Gärten und Flächen

In Deutschland gibt es rund 17 Millionen Gärten. Hinzu kommen Gründächer, Balkone und Terrassen. Diese können sehr wichtige ökologische Funktionen erfüllen, wenn sie naturnah gestaltet werden. Jeder Einzelne hat es in der Hand, Biotope für Pflanzen und Tiere zu schaffen, ihre Ausbreitung zu gewährleisten und wichtige Trittsteine im großen Mosaik diverser Lebensräume herzustellen bzw. zu erhalten. Wenn jeder in seinem Garten einen Beitrag leistet, kann sich ein enormer Effekt zur Insektenförderung enrfalten.

Wildbienen, Schmetterlinge, Fliegen oder Käfer sind wichtige Bestäuber für 80 Prozent unserer Wild- und Nutzpflanzen.  Dank der Bestäubung entstehen Früchte, die neben den Insekten  eine wichtige Nahrungsgrundlage von Vögeln, Fledermäusen und anderen Kleinsäugern und Amphibien sind.

Gartenrequisiten wie Totholzecken, Trockenmauern, offene Sand– und Lehmstellen, heimische fruchttragende Gehölze, eine verwilderte Ecke für Igel & Co, Wasserstellen, Nisthilfen für Insekten und Vögel und nicht gemähte Blühbereiche können mit wenig Aufwand geschaffen werden und sind von nicht zu unterschätzendem Wert für die Artenvielfalt.

So kann schnell ein belebter Garten entstehen, in dem es brummt, raschelt oder zwitschert. Ein Garten, in dem es nach Blüten, Kräutern und Früchten riecht und in dem sich Hummeln, Schmetterlinge, Käfer und Vögel wohlfühlen und Kinder diese entdecken können.

Öffentliche Flächen im Siedlungsraum

Vereinsflächen, Spielplätze , Park- und Grünanlagen rund um Gebäude, Schulhöfe, Kirchengelände, Straßen– und Parkräume sind öffentliche Räume, bei denen häufig schon durch gezielte Maßnahmen in der Gestaltung und Anpassungen in der Pflege schnell Erfolge zu mehr ökologischer Vielfalt erreicht werden können.

Praktische Ansätze für mehr Vielfalt auf öffentlichen Flächen im Siedlungsraum

  • Grünflächen mit heimischen Blühmischungen übersäen. „Eh-da-Flächen“ unter dem Motto …natürlich wild
  • Heimische Bäume, Sträucher, Hecken und Frühblüher pflanzen
  • Begrünung als „Bebuntung“ von Schallschutzwänden, Dächern, Mauern usw.
  • Mahd von Grünflächen gestaffelt, keine Mahd unter Bäumen, Randbereiche und Teilflächen von der Mahd aussparen
  • Erstellen eines Katasters der verfügbaren Restflächen, Keilstücke, Wegränder etc.
  • Fachlich gute Nisthilfen für Fledermäuse, Insekten und Vögel an Gebäuden und Bäumen gemeinschaftlich bauen
  • Insektenfreundliche Beleuchtung an Plätzen und Gebäuden
  • In Orten keine Schotter– oder Steinflächen als Ersatz für Grünflächen (§ 9 NBauO)
  • Gemeinschaftliches Handeln fördern, Aktionstage für mehr Vielfalt initiieren, Kooperationen anregen, Informationen und gute Beispiele kommunizieren

Flächen in der Landschaft

Im letzten Jahrhundert hat sich das Erscheinungsbild der Kulturlandschaft durch einen strukturellen Wandel sehr stark verändert. Daher kommt heute Flächen wie Gemeindewegen und –grundstücken, Wege– und Feldsäumen, Ausgleichs– und Ersatzmaßnahmenflächen, Stromtrassen sowie Graben– und Gewässerrandstreifen eine besondere Bedeutung zu. Diese liegen wie ein Netz in der Landschaft und bilden für die Artenvielfalt wichtige Lebens–, Nahrungs– und Rückzugsräume zwischen den wechselnden Ackerkulturen.

Agenda für die Landschaft

  • Anlegen von Streuobstflächen und Pflanzen von Baumreihen  und Hecken an Straßen und Wegen
  • Strukturierung mit Steinhaufen mit   teilweiser Sandüberdeckung und Altholz als Niststätten
  • Randstreifen und Feldraine optimieren durch: Staffelung der Mahd, z. B. alle 2 Jahre; Spätmahd ab 15. Juli oder Ende Februar; zur Aushagerung Oberboden abziehen und Aussaat heimischer Blühmischungen; Schaffung von Offenbodenbereichen; Ausstattung mit Steinhaufen und Altholz; abgepflügte Randstreifen wieder herstellen (Möglichkeit Anwendung zur Kompensation)
  • Verzicht von Pflanzenschutzmitteln auf öffentlichen Flächen
  • Nutzung von Biodiversitätsberatungen für Landwirte, Realverbände und Feldmarkinteressentschaften
  • Nutzung von Agrarumweltmaßnahmen (NIBAUM) für Blühstreifen, Heckenanlagen und Feldvögel

   

Kooperations- und Ansprechpartner

Folgende Institutionen, Verbände und Stellen stehen für weitere Informationen zur Verfügung und können bei der Umsetzung der aufgezeigten Ansätze, weiteren Initiativen und eigenen Projekten unterstützen.                                              

Gemeinsam stark!

 

Weiterführende Informationen

Hinweis: Gem. BNatSchG  § 40 darf in der freien Landschaft nur Saat- /Pflanzgut ausschließlich aus  gebietseigener Herkunft ausgebracht werden. Bezugsquellen  von zertifiziertem und gebietsspezifischem Regiosaatgut finden sie im Internet unter  dem Suchbegriff „Regiosaatgut“

Empfehlung: Kostenlose Infobroschüre des NLWKN   „Insektenvielfalt in Niedersachsen - und was wir dafür tun können“ / auch als Kinder u. Schulausgabe „Entdecke die unbekannte Welt der Insekten“  unter

Empfehlung: Heimisches Saatgut von heimischen Blütenpflanzen kann auch sehr gut an vorhanden örtlichen Wege- und Feldrainen gesammelt werden, in dem die reifen Samenstände abgestriffen oder abgeschnitten werden.

 

Hier finden Sie den Flyer zur Insektenvielfalt